Überblick “Erst Smart - Dann Phone”
Situation
Laut der aktuellen KIM-Studie bekommen Kinder immer früher ein eigenes Smartphone, teilweise schon in der ersten Klasse. Kinderärzte warnen bereits seit Jahren, dass eine zu frühe sowie übermäßige Nutzung digitaler Medien negative Folgen für die physische sowie psychische Entwicklung von Kindern hat. Grundschulen können ab dem Schuljahr 24/25 an dem Programm "Erst Smart - Dann Phone" teilnehmen, um diese Problematik gemeinsam mit den Eltern präventiv zu adressieren.
Gefahren
Unsere Kinder sind in der Online-Welt vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Sie reichen von den Auswirkungen übermäßiger Nutzung (wie Schlafmangel, Konzentrationsstörungen, Kurzsichtigkeit, Handynacken und Übergewicht durch Bewegungsmangel) über jugendgefährdende Inhalte (wie Gewalt und Pornografie) bis hin zu Straftaten wie Cybergrooming und Sextortion. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien listet in ihrem Gefährdungsatlas aktuell über 30 Gefahren auf, Tendenz steigend.
Leitlinie
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat im Jahr 2023 eine Leitlinie veröffentlicht, die Empfehlungen enthält, ab welchem Alter, auf welche Weise und in welchem Umfang Kinder an digitale Medien herangeführt werden sollten. Als Bildschirmzeit gilt hierbei die gesamte Zeit, die ein Kind vor Computer, Smartphone, Tablet, Spielekonsole und TV verbringt. Für Grundschulkinder ist das Folgende im Hinblick auf die Internet-Nutzung empfohlen:
Nutzung nur in Begleitung der Eltern
Beschränkter Internet-Zugang
6 - 9 Jahre: An einzelnen Tagen der Woche max. 30-45 min Bildschirmzeit pro Tag
9 - 12 Jahre: Max. 45-60 min. Bildschirmzeit pro Tag.
Eigene Smartphones -> höhere Gefahr!
Die Leitlinie betont auch, dass sich die Gefahr der übermäßigen Nutzung verdoppelt, wenn die Kinder eigene Smartphones besitzen. Die Gefahr, mit jugendgefährdenden Inhalten in Kontakt zu kommen, steigt bei eigener Geräteverfügbarkeit um das Sechsfache!
Programm “Erst Smart - Dann Phone”
Bei “Erst Smart - Dann Phone” handelt es sich um ein Programm für Grundschulen, um diese Problematik zusammen mit den Eltern präventiv zu adressieren. Kern des Programms ist eine freiwillige und unverbindliche Selbstverpflichtung der Eltern, den Kindern mindestens bis zum Ende der Grundschulzeit kein eigenes Smartphone zur Verfügung zu stellen. Tastentelefone und Kinder-Smartwatches ohne Apps & Internet-Zugang fallen nicht darunter. Natürlich können Schülerinnen und Schüler, die besonderen Förderbedarf oder eine entsprechende medizinische Indikation haben, auch weiterhin ihre Smartphones mit unterstützenden Apps verwenden. Die Rückläufer der Selbstverpflichtung werden anonym behandelt und lediglich als Statistik pro Klasse schulintern veröffentlicht.
Der große Vorteil: Wenn die Eltern wissen, dass die Mehrheit der anderen Eltern der eigenen Klasse ebenfalls warten möchte, fällt eine konsequente Umsetzung leichter. Die Gefahr, dass das eigene Kind ohne Smartphone zum Außenseiter wird, kann deutlich reduziert werden.
Erfahrungen aus Irland und Baden-Württemberg
Die ursprüngliche Idee stammt aus Irland: der Greystones Pact ist nach der Stadt benannt, in der diese Idee zum ersten Mal umgesetzt wurde. Die daraus resultierenden Erfahrungen der beteiligten Eltern und Lehrer:innen sind übrigens derart positiv, dass die irische Regierung erwägt, dies auf alle Grundschulen des Landes auszuweiten. Hierbei ist noch anzumerken, dass die Grundschulzeit in Irland bis zur 6. Klasse geht. Auch an Schulen in Baden-Württemberg gibt es bereits erste positive Erfahrungen mit dieser Methodik.
Vermittlung von Digitalkompetenzen
Die Teilnahme am Elbe-Pakt bedeutet explizit nicht, dass eine Grundschule der Digitalisierung negativ gegenübersteht – das Gegenteil ist der Fall. Idealerweise sollten parallel weitergehende Angebote für die Kinder und auch Eltern organisiert werden, beispielsweise mit externen Expert:innen. Nach dem Motto „Erst Smart. Dann Phone“ sollten Grundschulen eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Digitalkompetenzen spielen, bevor die Kinder den Gefahren des Internets unmittelbar ausgesetzt sind.
Über das Programm
Das Programm “Erst Smart. Dann Phone” sowie der regionale Elbe-Pakt wurden von dem gemeinnützigen Verein „Smarter Start“ initiiert und werden von diesem begleitet. Wenn ihre Grundschule ebenfalls an dem Programm teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte bei uns.